Kunst und Kultur
am Tagebaurand
Mit dem Ende des Braunkohleabbaus steht die Region um den Tagebau Garzweiler vor einem tiefgreifenden Wandel. Erst seit Herbst 2023 steht fest, dass fünf westlich des Tagebaus gelegene Ortschaften – Keyenberg, Kuckum, Berverath sowie Unter- und Oberwestrich – entgegen früherer Pläne doch nicht abgerissen werden. Die nahezu vollständig umgesiedelten Dörfer sollen nun neu belebt und in den Strukturwandel eingebunden werden. Kunst und Kultur spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie den Wandel erlebbar machen und die Identität der Region stärken. Der Zweckverband LANDFOLGE Garzweiler entwickelt hierfür ein Projekt, das Kunst im öffentlichen Raum mit kulturellen Veranstaltungen verbindet.
Vision:
Strukturwandel durch Kunst und Kultur erlebbar machen und einen Beitrag zur Wiederbelebung der Dörfer leisten
Künstlerische Schwerpunkte:
Kunstwerke in der Landschaft des Tagebaurands, kulturelle Veranstaltungen in den Dörfern, Residenzprogramm für Künstlerinnen und Künstler
Standorte:
Ortschaften im unmittelbaren Tagebauumfeld und Landschaft am Tagebaurand
Entwicklungspartner:
Stadt Erkelenz, Culture Without Borders
Zeitraum:
Projektaufbau ab 2025, Etablierung bis 2030
Wandel sichtbar machen – mit Kunst und Kultur
Das Projekt soll die Landschaft, die sich auch in den kommenden Jahrzehnten permanent verändern wird, durch die Inszenierung des Wandels zum Erlebnis machen und gleichzeitig die Region weiter überregional bekannt machen. Im Mittelpunkt steht die künstlerische und kulturelle Auseinandersetzung mit dem anstehenden Strukturwandel und mit dem Thema „Mensch und Natur“. Eine wachsende Zahl von Kunstwerken in den Orten und im direkten Umfeld des Tagebaus – später auch am entstehenden See – macht diesen Wandel sichtbar. Stichwort: Land Art. Die Kunstwerke sollen vor Ort entstehen. Sie werden ergänzt durch kulturelle Veranstaltungen an besonderen Orten in den Erkelenzer Dörfern am Tagebaurand. Diese lassen sich kurzfristig planen und durchführen.
Die Umsetzung des Projektes erfolgt gemeinsam mit den Menschen vor Ort: Engagierte Bewohnerinnen und Bewohner und lokale Vereine und Organisationen werden aktiv eingebunden. So werden Identität, Teilhabe und Gemeinschaft gestärkt.
Zentrale Elemente des Projektes
Kunstwerke in der Landschaft
In Keyenberg werden zwei bestehende Gebäude – ein alter Bauernhof und das ehemalige Küsterhaus – zu Atelier- und Werkstatthäusern umgebaut. Dort erhalten ausgewählte Künstlerinnen und Künstler die Gelegenheit, für eine bestimmte Zeit vor Ort zu arbeiten. Die entstehenden Kunstwerke – idealerweise vier bis fünf pro Jahr – werden in den Dörfern und am Tagebaurand ausgestellt. So entsteht ein wachsendes Band von Kunstwerken in der Landschaft – als kulturelles und touristisches Highlight, verbunden mit dem Projekt Blau-Grünes Band Garzweiler. Die Auswahl erfolgt durch einen Beirat, die Umsetzung in einem kuratierten Prozess vor Ort – bevorzugt mit lokalen Handwerksbetrieben. Jährlich ist ein Ausstellungswochenende geplant, auf dem die entstandenen Arbeiten präsentiert werden.

Veranstaltungen als belebender Faktor
Ein Veranstaltungsprogramm mit Konzerten, Lesungen oder Ausstellungen in der entwidmeten Kirche in Keyenberg und an weiteren geeigneten Orten lässt sich kurzfristig entwickeln. Dabei ist die enge Kooperation mit kulturellen Einrichtungen in der Region ebenso wie mit Hochschulen, Vereinen und der Bürgerschaft vor Ort vorgesehen, die bereits in der Projektstruktur angelegt ist. Es ist geplant, dass jeden Sommer ein Ausstellungswochenende stattfindet, an dem Arbeitsergebnisse präsentiert werden. Ergänzend ist auch in Erkelenz-Holzweiler ein Veranstaltungs- und Kulturprogramm vorgesehen. Keyenberg und Holzweiler sind nur wenige Kilometer voneinander entfernt und werden über das entstehende Blau-Grüne Band Garzweiler verbunden. In Holzweiler entsteht das Dokumentationszentrum Tagebau Garzweiler mit einer Ausstellung zum Landschaftswandel aus Sicht der Menschen. Eine großzügige Wechselausstellungsfläche sowie thematische Führungen, Radtouren und Spaziergänge ergänzen das geplante Veranstaltungsprogramm.

Kunstkolonie Keyenberg
Mittel- und langfristig ist die Ansiedlung von Künstlerinnen, Künstlern und Kunsthandwerk in alten Gebäuden und Bauernhöfen in Keyenberg geplant – verbunden mit einem dezentralen touristischen Übernachtungskonzept. Durch die inhaltlich profilierte und vernetzte Nutzung leerstehender Gebäude entsteht ein weiterer, auch wirtschaftlicher Impuls für die Revitalisierung des Dorfes. So erhält Keyenberg für die Zeit bis zur Nutzung des zukünftigen Sees ab den 2040er Jahren ein neues, überregionales Profil.

Pilotprojekt: Adventswochenende im Zeichen von Kunst und Kultur
Am zweiten Adventswochenende 2024 wurde das künftige Konzept von „Kunst und Kultur am Tagebaurand“ erstmals öffentlich erlebbar. Drei Jahre nach der Entwidmung der Heilig-Kreuz-Kirche in Keyenberg fand dort ein Adventskonzert mit der Erkelenzer Band beets ‘n‘ berries und weiteren Künstlerinnen und Künstlern statt. Über 500 Besucherinnen und Besucher sorgten für eine besondere Atmosphäre in der ehemaligen Kirche.
Begleitend zeigte eine Ausstellung im benachbarten Küsterhaus Werke der Künstlerinnen Silke Schatz (Köln) und Anne Berlit (Essen) sowie des Vereins Culture Without Borders. Im Fokus standen erste künstlerische Auseinandersetzungen mit der Landschaft am Tagebaurand – unter anderem mit Blick auf zukünftige Land Art-Projekte und der Verbindung von Mensch, Natur und Landschaft.
Veranstaltet wurde das Pilotprojekt vom Zweckverband LANDFOLGE Garzweiler gemeinsam mit der Stadt Erkelenz, RWE sowie engagierten Bürgerinnen und Bürgern aus den umliegenden Ortschaften. Statt Eintritt wurden Spenden für die Dörfergemeinschaften gesammelt – insgesamt 1.200 Euro.
Das Wochenende markierte den erfolgreichen Auftakt für das langfristig angelegte Projekt. Bereits seit Frühjahr 2024 arbeitet ein Initiativkreis aus Künstlerinnen und Künstler, Vereinen sowie Bewohnerinnen und Bewohner der Tagebaudörfer an weiteren Kunst- und Kulturprojekten in den vom Tagebau betroffenen Ortschaften. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesprogramm „Aller.Land – Kultur, Beteiligung und Demokratie“.
Zukunftsbilder am Tagebaurand

Das ehemalige Küsterhaus mit dem anschließenden Bauernhof im Zentrum der Ortschaft Keyenberg am Markt gelegen soll zu einem Treffpunkt für Kunst und Kultur entwickelt werden

Skulpturen im Park der Sinne in Kaarst zeigen beispielhaft, wie Land Art in dem Projekt präsentiert werden könnte.

Neue Arbeiten entstehen jährlich vor Ort und formen ein wachsendes Band von Kunstwerken in der Landschaft
Meilensteine
PARTNER
Als Partnerinnen und Partner sind in die Entwicklung die Vereine Culture Without Borders e.V., Zukunftsdörfer und Kultur-Energie sowie die Stadt Erkelenz und die Erkelenzer Kulturgarten GmbH eingebunden. Perspektivisch werden Museen, Kunstvereine und weitere kulturelle Organisationen hinzukommen.
FÖRDERER
Gefördert wurde die erste Entwicklungsphase durch das Bundesprogramm Aller.Land, ein Förderprogramm für Kultur, Beteiligung und Demokratie, das sich an ländliche, insbesondere strukturschwache ländliche Regionen in ganz Deutschland richtet.
WEITERE BILDQUELLEN
Skulpturen: Armin Baumgarten/Silke Farhat