18.11.2025 | Pressemitteilung

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Fachtagung der Exzellenzregion Nachhaltiges Bauen: 170 Teilnehmende diskutieren Perspektiven der Branche in der Region

Strukturwandelprojekt von Zweckverband LANDFOLGE Garzweiler, Stadt Mönchengladbach und FH Aachen / www.exzellenzregion-nachhaltiges-bauen.de

Mönchengladbach/Erkelenz, 18. November 2025. 170 Teilnehmende aus Bauwirtschaft, Wissenschaft, Kommunen sowie weitere Bauinteressierte trafen sich in Mönchengladbach, um innovative Wege für nachhaltiges und zirkuläres Bauen zu diskutieren und gemeinsam neue Impulse für die Region zu setzen. Die Veranstaltung stand ganz im Zeichen des Wandels im Rheinischen Revier: Die Themen Klimaschutz und Ressourcenwende spielen im Strukturwandel eine zentrale Rolle. Die Tagung bot den Teilnehmenden ein vielfältiges Programm aus Impulsvorträgen, Praxisbeispielen aus der Region und vier interaktiven Workshops zu zentralen Themenfeldern, die im Projekt „Exzellenzregion Nachhaltiges Bauen” behandelt werden.

Dr. Stefanie Weidner, Vorständin für Nachhaltigkeit der Werner Sobek AG, führte durch den Tag. Unter den Mitwirkenden waren neben Viktor Haase, Staatssekretär im Umweltministerium NRW, und Felix Heinrichs, Oberbürgermeister der Stadt Mönchengladbach, die in ihrer Begrüßung die Relevanz des Nachhaltigen Bauens für einen Wirtschaftsstandort wie das Rheinische Revier hervorhoben, zahlreiche renommierte Expert*innen aus Forschung und Praxis. Darunter Prof. Werner Sobek und Prof. Annette Hillebrandt (Bergische Universität Wuppertal), Auftraggebende wie Jörg Papenkort (Kreis Viersen), Karolin Maucher und Mehmet Congara (P+B Group), Planende wie Jasna Moritz (kadawittfeldarchitektur) und Bernadette Heiermann (HEIERMANN Architekten) sowie Baustoffhersteller wie Markus Steppler (DERIX-Gruppe) und Maximilian Breidenbach (ClayTec).

In seiner Keynote zum Thema „Die Zukunft des Bauens“ arbeitete Prof. Dr. Werner Sobek heraus, dass aktuell kein Energie-, sondern ein Emissionsproblem bestehe, und schilderte seine Kernforderungen für die Transformation der Bauwirtschaft: Reduktion von Emissionen aus Bau und Betrieb, energetische Sanierung auf bezahlbarem Niveau sowie kreislaufgerechtes Bauen.

Im ersten Impulsvortrag des Tages von Prof. Annette Hillebrandt wurde die Notwendigkeit des Umdenkens und der Suffizienz in Bezug auf den Verbrauch des Bauwesens verdeutlicht. Prof. Angèle Tersluisen griff im folgenden Vortrag den Suffizienzgedanken in Bezug auf Energiekonzepte auf und stellte dar, welchen Effekt passive oder Low-Tech Systeme haben können. Elena Boerman vom KIT hingegen präsentierte Konsistenzstrategien für den Einsatz unkonventioneller, biobasierter Materialien, die sowohl in Bezug auf Kreislaufgerechtigkeit als auch Treibhausgasemissionsbilanz vorteilhaft sind. Der vierte und letzte Impulsvortrag von Prof. Dr. Patrick Teuffel handelte von den Potenzialen der Wiederverwendung von Tragwerkskomponenten. Am Beispiel eines aktuell laufenden EU-Horizon-Projekts wurde deutlich gemacht, dass bereits heute Re-Use im Bauwesen auch für statisch relevante Bauteile möglich sein kann. Insgesamt ergänzten sich die Impulsvorträge sehr gut und ermöglichten den Teilnehmenden einen umfassenden Überblick über die aktuellen Herausforderungen und Chancen des nachhaltigen, kreislaufgerechten Bauens.

Nach der Mittagspause wurde das Projekt NEULAND NEUSS durch Karolin Maucher und Mehmet Congara (P+B Group) sowie Jasna Moritz (kadawittfeldarchitektur), das Förderzentrum Viersen von Jörg Papenkort (Kreis Viersen) und Bernadette Heiermann (HEIERMANN Architekten) sowie das Kraftwerk Frimmersdorf von Valerie Milicevic (Zukunfts.Kraftwerk Frimmersdorf Strategie GmbH), Erik Schöddert (RWE Power AG / Perspektive. Struktur. Wandel GmbH) und Wojciech Trompeta (Böll Architekten) mit ihren jeweiligen Nachhaltigkeitsansätzen vorgestellt. Sie belegten, dass die in den Impulsvorträgen u. a. genannten Forderungen nach Bestandsumnutzung, zirkulärem Bauen, der Verwendung nachwachsender und alternativer Baustoffe sowie von Re-Use-Materialien, Klimaschutz und innovativen Energiekonzepten in aktuellen Projekten umgesetzt werden und dabei eine hohe architektonische Qualität entsteht.

Die Workshops am Nachmittag wurden zum intensiven Austausch genutzt. Gemein-sam mit Expert*innen wurde in den Themenfeldern „Zirkuläres Bauen & Wiederverwendung“, „Low-Tech-Strategien & innovative Energiekonzepte“, „Lehmbau & innovative Materialien“ sowie „Holz & modulares Bauen“ zunächst erarbeitet, wie die Baupraxis in den vier Handlungsfeldern derzeit aussieht. Anschließend wurde besprochen, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, und darauf aufbauend eine ideale Zukunft des Bauens skizziert sowie diskutiert, welche Schritte dafür nötig sind.

Im Workshop „Zirkuläres Bauen & Wiederverwendung“ wurde herausgearbeitet, dass trotz gesetzlicher Vorgaben wie dem Kreislaufwirtschaftsgesetz und der EU-Forderung nach Wiederverwendung aktuell noch lineare Prozesse und ineffiziente Strukturen dominieren. Um Ressourcen zu schonen und Umweltfolgekosten zu reduzieren, braucht es jetzt konsequente Innovationen – von selektivem Rückbau, der Berücksichtigung eines CO2-Schattenpreises über regionale Material-Hubs bis hin zu verpflichtenden Recyclingquoten, wie die Schweiz sie mit 90 % bereits vorlebt.

In Bezug auf Low-Tech-Strategien kamen die Workshopteilnehmenden zum Konsens, dass sich nicht nur bei den Bauschaffenden, sondern auch bei den Nutzenden der Gebäude ein Einstellungswechsel vollziehen muss. Bildung und Bildungsinstitutionen wurden eine tragende Rolle bei der Aufklärung und Bewusstmachung zugeordnet, da hier die Grundlage für die Schaffung neuer Standards und neuer Denkweisen geschaffen wird.

Im Workshop zu innovativen Materialien und Lehmbau wurde schnell klar, dass sowohl in der Bevölkerung als auch bei Bauschaffenden Vorbehalte existieren gegenüber Systemen, die nicht in der breiten Anwendung etabliert sind. Planende, Kommunen und Bauherr*innen wurden als relevante Akteur*innen identifiziert, um optisch ansprechende, technisch funktionale und einfach zu verarbeitende Lösungen anzuwenden und ihre Vorzüge für moderne und wohngesunde Gebäude und ökologische Nachhaltigkeit untereinander zu teilen.

Im Workshop „Holz und modulares Bauen“ tauschten die Teilnehmenden aktuelle Praxiserfahrungen aus und diskutierten Chancen und Herausforderungen des modernen Holzbaus. Besonders der Brandschutz sowie der Feuchtigkeitsschutz während der Montage wurden als zentrale Hürden benannt, während BIM-basierte Planungsprozesse bereits erfolgreich etabliert sind. Für die Zukunft sehen die Teilnehmenden nachhaltige Forstwirtschaft, Flexibilität im Materialeinsatz und eine gemeinsame Wissensdatenbank mit Standardbauteilen als entscheidende Schlüsselthemen.

Im letzten Programmpunkt des Tages, der Paneldiskussion, wurden konkrete Strategien zur Umsetzung im Rheinischen Revier besprochen, die im Wesentlichen aus Maßnahmen auf kommunaler Ebene bestanden. Wichtiger Baustein für die Förderung des Nachhaltigen Bauens in der Region ist die enge Zusammenarbeit aller Akteur*innen. Angesichts der Vorträge und Diskussionen kam Frank Meier (Vorstand WohnBau Mönchengladbach) zum Fazit: „Das wichtigste Thema im Wohnungsbau ist für mich ‚Low-Tech‘ – um die Gebäude einfacher zu machen, für die Menschen, die sie nutzen, und die Investoren.“ Volker Mielchen, Geschäftsführer des Zweckverbands LANDFOLGE Garzweiler, stellte fest: „Wir haben im Rheinischen Revier eine einmalige Chance, Modellregion für zirkuläres Bauen zu werden. Dafür brauchen wir neben Projekten auch eine dauerhafte Organisation zur Beratung und Vernetzung“. Klaus Dosch (Geschäftsführender Gesellschafter ResScore GmbH) schloss mit der Aussage zum zirkulären Bauen: „Es gibt keinen Grund, es nicht zu tun.“

Dr. Stefanie Weidner unterstrich die Notwendigkeit eines multidisziplinären Netzwerks: „Nachhaltigkeit kann nur im Schulterschluss aller Prozessbeteiligter funktionieren. Dafür ist es wichtig, dass wir Netzwerke wie dieses aktivieren und das Wissen zu Innovationen, Prozessen und Kompetenzträgern ausbauen.“

Ergänzt wurde die Tagung um einen gut besuchten Ausstellungsbereich, der Unternehmen, Projekten und Initiativen aus der Region eine Plattform für intensiven Austausch mit den Stakeholdern bot. Das Projekt „Exzellenzregion Nachhaltiges Bauen“ läuft bis Ende Juli 2027 und bietet für alle Interessierten die Möglichkeit zur Teilnahme an Workshops, Webinaren oder Exkursionen sowie eine Plattform für den Wissensaustausch.

 

Weitere Informationen und Bildmaterial zur Tagung unter
www.exzellenzregion-nachhaltiges-bauen.de/tagung-2025

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